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Châteauroux kämpft gegen die Lebensmittelverschwendung

Gütersloh, 14.2.14: Eigentlich wollte das europäische Parlament 2014 das europäische Jahr gegen die Lebensmittelverschwendung ausrufen. Das wurde allerdings verschoben, weil in diesem Jahr als Wahljahr andere Themen wichtiger erschienen. In Châteauroux wird das Thema trotzdem in diesem Jahr diskutiert. Vom 7. bis 11. April hat die Stadt Châteauroux eine Woche des Kampfes gegen die Verschwendung ausgerufen. Verschiedene Aktionen und Informationen sollen die Verbraucher für einen sinnvollen Umgang mit Lebensmitteln sensibilisieren.

Die Zeitschrift „Châteauroux pour tous” enthält in der ersten Ausgabe 2014 ein vierseitiges Dossier darüber, wie man sich mit regionalen Lebensmitteln versorgen kann und dabei nebenbei Verschwendung verhindern kann. Es werden zwei Modelle vorgestellt, die ganz verschiedene Ansätze realisieren.

Der Bienenkorb (la ruche), so der französische Name des Modells, das auch in anderen Ländern existiert, nutzt das Internet. Die Produzenten bieten Ihre Ware online an, die Kunden bestellen und bezahlen online, alle zwei Wochen wird ausgeliefert. Beide Seiten sehen Vorteile. „Die Idee, den Verbrauchern meine Produkte im Internet vorstellen zu können, hat mich gepackt.” wird der Produzent Valérie Gilles Kupiecki zitiert. „Zuerst fand ich die Abwicklung über das Internet sehr unpersönlich, aber bei der Auslieferung kommt man schließlich in Kontakt mit dem Kunden.” Die Kunden finden das Modell sehr praktisch und loben die Auswahl. „Man findet im Angebot Lebensmittel, an die wir von uns aus nie gedacht hätten!” freut sich Céline und nennt Linsenmehl aus der Region, Kaninchenwurst und ungewöhnliche lokale Biermarken.

Ein anderes System liefert wöchentlich eine Kiste mit biologisch angebautem Gemüse und Obst an einen Kreis von Abonnenten. 11,50 Euro sind dafür jeweils zu zahlen, die Auslieferung erfolgt auf einem Markt, wo die Kunden ihre Kiste abholen.

Die Methoden sind unterschiedlich, die Effekte ähnlich. Die örtlichen Produzenten können gute Preise erzielen, weil sie direkt ohne Zwischenhändler verkaufen und auch, weil die Bestellungen dafür sorgen, dass am Ende eines Verkaufstages weniger Abfall übrig bleibt. Die Verbraucher bekommen Lebensmittel aus der Region und die Umwelt gewinnt durch geringere Luftverschmutzung bei kurzen Transportwegen.

Die Stadtverwaltung Châteauroux geht selbst mit gutem Beispiel voran und verarbeitet in ihren Kantinen und Restaurationsbetrieben so weit wie möglich regionale Produkte. Im Jahr 2013 kamen 70 % des Rindfleisches und der häufigsten Gemüse aus der Region um Châteauroux, Fleisch, Brot und viele Gemüse wurden vollständig aus dem Departement, also aus der etwas weiteren Umgebung bezogen.

Gesunde Ernährung durch Bioprodukte aus der Umgebung ist kein neues Thema, trotzdem lohnt es sich wahrscheinlich immer mal wieder darauf hinzuweisen, weil der Einkauf im Supermarkt oft einfacher ist. In Châteauroux werden zwei Ansätze vorgestellt, die durch kluge Vertriebsorganisation auch dafür sorgen, dass weniger Lebensmittel beim Produzenten und auf dem Transport verderben. Dies trifft ganz genau den Geist des geplanten europäischen Jahres gegen Lebensmittelverschwendung. Laut FAO, der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft, findet mehr als die Hälfte der Lebensmittelverschwendung bereits während der Produktion und der Lagerung statt, außerdem ein großer Anteil während des Transports.

Wolfgang Hellmeier

http://www.ville-chateauroux.fr

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