.

Kolloquium in Châteauroux zeigt: Franzosen arbeiten gern in Deutschland

In Châteauroux ist die Partnerschaft mit Gütersloh immer auch Anlass, sich mit Verbindungen zwischen Deutschland und Frankreich allgemein zu beschäftigen. Im November wurde dazu in unserer Partnerstadt ein Kolloquium veranstaltet, auf dem Franzosen, die in Deutschland arbeiten, über ihre Erfahrungen berichteten. Die durchweg positiven Berichte zeigen, dass Europa schon sehr weit zusammengewachsen ist.

Auch Städtepartnerschaften beschreiten neue Wege. Die anfangs im Vordergrund stehenden gegenseitigen Besuche von Schulklassen und Vereinen werden offensichtlich seltener, während Kontakte mit der Partnerstadt häufiger genutzt werden, um Berufspraktika zu vermitteln oder den Start in eine berufliche Karriere im Nachbarland zu erleichtern. Die Partnerstädte dienen der ersten Orientierung im Nachbarland.

Das Partnerschaftskomitee in Châteauroux hat diese Entwicklung schon vor einigen Jahren erkannt. Zum 30. Jahrestag der Verbindung mit Gütersloh startete es zusammen mit der Hochschule in Châteauroux eine Veranstaltungsreihe zu deutsch-französischen Themen. 2011 ging es z. B. um die Situation der Jugendlichen in Deutschland, im November 2012 hieß das Thema: „Arbeiten in Deutschland: Eine Gelegenheit, die man ergreifen sollte?“. Die Veranstaltung sollte Berufsanfängern und Studierenden die Möglichkeiten einer Arbeit in Deutschland nahe bringen und praktische Erfahrungen vermitteln.

Dazu wurden am Vormittag Vorträge zur Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt und zu einigen generellen landesspezifischen Unterschieden in der Arbeitswelt gehalten, am Nachmittag berichteten Franzosen, die in Deutschland arbeiten, von Ihren Erfahrungen.

Trotz ganz unterschiedlicher Situationen enthielten die Berichte einige Gemeinsamkeiten. Offensichtlich denken viele Franzosen bei einem Auslandsaufenthalt zuerst eher an andere Länder, denn die Entscheidung für Deutschland war oft durch einen Zufall erfolgt. Keiner hat die Entscheidung bereut, alle berichteten positiv. Herr Aumasson z. B. arbeitet als Lehrer und hebt die im Vergleich zu Frankreich bessere Bezahlung und die angenehmere Arbeitssituation hervor. Generell berichten alle Teilnehmer am Kolloquium von guten Arbeitsbedingungen und einer uneingeschränkten Akzeptanz am Arbeitsplatz.

Der Kulturschock scheint nicht allzu groß zu sein. Bemerkenswert war Vielen, dass die Deutschen Regeln genauer einhalten als Franzosen, sei es im Beruf oder in der Freizeit. Das wichtigste Beispiel: In Deutschland überquert man eine Straße nur auf dem Fußgängerüberweg und nur dann, wenn die Ampel grün anzeigt. Eine Angewohnheit, die für Franzosen offensichtlich sehr gewöhnungsbedürftig ist. Anderes wird anekdotisch erwähnt aber nicht als wichtig erachtet. Dazu gehören die kürzeren Öffnungszeiten der Geschäfte oder der in Frankreich üblichere Gebrauch der Scheckkarte beim Bezahlen in Restaurants.

Kulturelle Unterschiede werden auch deswegen nicht als problematisch empfunden, weil Frankreich ja nicht weit ist und man jederzeit einen kurzen Besuch zu Hause machen kann. Wahrscheinlich ist die geografische Nähe der beiden Länder auch ein Grund dafür, dass eine Arbeit in Deutschland nicht unbedingt als dauerhaft gesehen wird. Man wandert nicht aus, sondern kommt, um Erfahrungen zu sammeln. Man bleibt, solange die beruflichen Entwicklungschancen oder das Gehalt stimmen und geht zurück, wenn sich zu Hause interessante Möglichkeiten bieten. Die Entscheidung für den endgültigen Aufenthaltsort wird dann wahrscheinlich häufig dadurch bestimmt, wo man einen Lebenspartner findet. Das war allerdings nicht Thema des Kolloquiums in Châteauroux.

Insgesamt finde ich das Ergebnis dieser Veranstaltung erfreulich. Arbeiten im Nachbarland wird offensichtlich für immer mehr Leute zu einem selbstverständlichen Teil der beruflichen Entwicklung. Dies kann sicher als Anzeichen dafür gesehen werden, dass Europa zusammenwächst.

http://www.ville-chateauroux.fr

Ihr Kommentar    Start/Accueil     Alle deutschen Texte