Wenn Grundschüler in Châteauroux sich mit dem "Großen Krieg" beschäftigen
Gütersloh, 21.4.14: In diesem Jahr, 100 Jahre nach seinem Ausbruch, ist der erste Weltkrieg auch in Deutschland ein großes Thema. Die Zahl der Ausstellungen, Theaterstücke, Vorträge und Veröffentlichungen ist kaum zu überblicken. Auch in Gütersloh gibt es eine Veranstaltungsreihe zum Thema mit unterschiedlichsten Beiträgen. Wir können sogar etwas ganz außergewöhnliches bieten, denn die Ausstellung "Der große Krieg?" im Stadtmuseum und die Präsentation von Bildern von Grundschülern aus Châteauroux in unserer Stadtbücherei sind gemeinsam mit unserer französischen Partnerstadt erarbeitet worden.
Trotz dieser vielfältigen Aktivitäten kann man erkennen, dass in Frankreich "La Grande Guerre", wie der erste Weltkrieg dort genannt wird, einen viel größeren Stellenwert hat als bei uns. Bei der Eröffnung der Ausstellung im Stadtmuseum wurde es erwähnt: Ein Bilderwettbewerb zum ersten Weltkrieg in der vierten Klasse der Grundschule könnte man sich bei uns z. B. nur schwer vorstellen. Ein Artikel in "Châteauroux pour tous", der Stadtzeitung unserer Partnerstadt lässt die Gründe dafür erkennen.
Der Artikel handelt von der Schule Lamartine. Hier ist Geschichte generell ein großes Thema und Nuno da Silva, der Direktor der Schule, hat mit seinen Schülern schon viele Schauplätze der Geschichte besucht. "Man muss von konkreten Dingen ausgehen, damit sich die Kinder etwas vorstellen können." ist Nuna da Silva überzeugt. Seine Schüler kennen den Bundestag in Berlin, Vercors, ein Ort, der im zweiten Weltkrieg eine wichtige Rolle für die Résistance spielte und auch ein Konzentrationslager im Elsass. Der erste Weltkrieg ist also nicht das einzige geschichtliche Thema.
Es ist für die Schule Lamartine selbstverständlich, an dem Bilderwettbewerb zum ersten Weltkrieg teilzunehmen, den es übrigens schon seit ein paar Jahren gibt. 100 Jahre nach dem Beginn des ersten Weltkrieges hat sich die Schule ein besonderes großes Projekt vorgenommen: Auf der Grundlage der Aufzeichnungen einer realen Person schreiben 50 Schüler der vierten und fünften Klasse die Biografie eines Soldaten aus dem ersten Weltkrieg. Georges Chapon, geboren am 1. März 1895, war der Ur-Ur-Großvater eines Schülers. Anhand von Postkarten, Notizen, aber auch Resten einer Handgranate und der Betriebsanleitung für eine Maschinenpistole, versuchen die Schüler, sich ein anschauliches Bild vom seinem Leben als Soldat im ersten Weltkrieg zu machen.
Nuna da Silva will den Kindern nicht nur das Leben im Jahr 1914 unter den Bedingungen des Krieges nahe bringen: "Den Kindern soll bewusst werden, was Europa bedeutet und wie wichtig der Frieden auf unserem Kontinent ist." Ein Ziel, dem man sich nur anschließen kann.
Wolfgang Hellmeier
http://www.ville-chateauroux.fr