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Das Équinoxe in Châteauroux – mehr als ein Theater

Gütersloh, 5. 11. 2014: Im Jahr 1990 startete unsere Partnerstadt ein großes Projekt. Man wollte einen „Kulturtempel” bauen, der eine neue Stadtbibliothek und ein anspruchsvolles Theater beherbergen sollte. Das neue Gebäude sollte die Silhouette der Stadt bestimmen. Ein Grundstück mitten im Zentrum, zwischen alter, teilweise historischer Bebauung war vorhanden. Die Pläne wurden zügig umgesetzt: Im Oktober 1990 wurde das Projekt im Stadtrat beschlossen und ein Wettbewerb ausgeschrieben. Nachdem Ende 1991 der Sieger feststand, wurde vom Sommer 1992 bis Ende 1993 gebaut und im Oktober 1994 wurde das neue Theater eröffnet. Das Gebäude wurde „Équinoxe” getauft.

In diesem Herbst feiert Châteauroux das 20jährige Bestehen des Hauses, das von der Zeitschrift „Châteauroux pour tous” ausführlich gewürdigt wird.

Aus der Rückschau hat das Équinoxe alle damaligen Erwartungen erfüllt oder sogar übertroffen. Der riesige Bau aus Metall und Glas, in geometrischen Formen gehalten, ist ein wesentlicher Bestandteil des Stadtbildes geworden. Das Gebäude erinnert an ein großes Schiff, das an einem Kai vor Anker liegt. Entsprechend wird es auch „paquebot” (Ozeandampfer) genannt. Es bildet einen reizvollen Kontrast zu der vorhandenen Bebauung und harmoniert gut mit den benachbarten Häusern, z.B. mit der Châpelle des Rédemptoristes, einer ehemaligen Klosterkirche, die jetzt für städtische Empfänge genutzt wird.

Das Équinox enthält einen eher geschlossenen Teil mit einer Metallkuppel und einen offenen Teil, mit sehr viel Glas gestaltet. Unter der Metallkuppel befindet sich der Theatersaal mit mehr als 1100 Plätzen und einer großen Bühne, die auch aufwändige Vorstellungen erlaubt. Im offenen Teil befindet sich die Mediathek. Dort gibt es nicht nur die Stadtbibliothek sondern auch einen kleinen Saal für Musik- und Filmvorführungen. Beide Gebäudeteile sollen die Bürger einladen. Sie sind deshalb ebenerdig zu betreten und werden durch einen überdachten Hof verbunden.

In diesem außergewöhnlichen Gebäude wird auch sehr gute und anerkannte Arbeit geleistet. Die Mediathek hat z.B. eine Sammlung historischer Bücher und Manuskripte aufgebaut, insbesondere Literatur von regionalen Schriftstellern oder Werke mit einem regionalen Bezug. Häufig sind Stücke aus dieser Sammlung unterwegs auf Ausstellungen. Um diese Schätze auch den Bürgern zugänglich zu machen, werden sie zur Zeit digitalisiert.

Der gute Ruf des Theaters geht weit über die Region hinaus. Es hat schon im Jahr 2000 das Prädikat „Scène national” (nationale Bühne) erhalten und gehört damit zu einer Gruppe von 70 Bühnen in Frankreich, die sich gemeinsam bemühen, anspruchsvolle Stücke auf die Bühne zu bringen. Das Programm stammt aus allen Sparten: Neben klassischem und modernem Sprechtheater werden Musik, Tanz und zirzensische Inszenierungen geboten.

Ebenso wie Gütersloh hat Châteauroux kein eigenes Ensemble sondern wird von verschiedenen Gruppen bespielt. Im Verband der 70 Bühnen der Scène national wird allerdings Einfluss auf die Wahl der Stücke und die Inszenierungen genommen. „Wir sind nicht nur Empfänger fertiger Produktionen sondern beteiligen uns an den Entwicklungen” sagt François Claude, der das Theater in Châteauroux seit 1994 leitet.

Die Zuschauerzahlen des Équinox sind nach „Châteauroux pour tous” sehr gut und man ist zuversichtlich, dass das auch in Zukunft so bleibt. In den vergangenen 20 Jahren wurden 1000 offizielle Stücke aufgeführt und mehr als 660 000 Besucher haben mindestens eine Vorführung miterlebt. Die Pläne für die Zukunft umreist François Claude so: „Wir müssen sowohl große Klassiker zeigen als auch zeitgenössische Autoren unterstützen.” Außerdem will man sich um das junge Publikum bemühen, schließlich sind sie die zukünftigen Abonnenten.

Seit 20 Jahren hat das Équinoxe einen wichtigen Anteil am kulturellen Leben unserer Partnerstadt und fördert als regionale Attraktion auch die lokale Wirtschaft. Die große Akzeptanz des Hauses unter den Castelroussins und die Qualität der Aufführungen lässt hoffen, dass es diese Rolle auch in den nächsten Jahren spielen wird.

Wolfgang Hellmeier

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