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Chinesisch wird wichtige Fremdsprache in Châteauroux

Gütersloh, November 2013: Franzosen stehen bei uns in dem Ruf, ungern Fremdsprachen lernen. Für unsere Partnerstadt trifft dieses Vorurteil offenbar nicht zu, denn dort beschäftigt man sich neuerdings intensiv und unter verschiedenen Aspekten sogar mit einer für uns eher exotischen Sprache, nämlich der chinesischen. So bietet die Universität Orléans ab diesem Wintersemester in ihrer Zweigstelle in Châteauroux im Bereich "Angewandte Fremdsprachen" einen dreijährigen Studiengang in der Kombination "englisch/chinesisch" an und an der Industrie- und Handelskammer gibt es Abendkurse in chinesisch. Auch für Kinder gibt es an zwei Tagen der Woche Gelegenheit diese Sprache zu üben. Alle diese Angebote werden sehr gut angenommen. An der Universität gab es zum Wintersemester ebenso viele Anfänger für die Kombination chinesisch/englisch wie für die Alternative spanisch/englisch, jeweils mehr als 20 Studierende. Den Abendkurs haben im letzten Jahr mehr als 30 Personen besucht, darunter Angestellte von Firmen mit Kontakten nach China, Beschäftigte aus der Tourismusbranche und auch Kommunalpolitiker.

Woher diese Begeisterung für die fremde Sprache? Man erwartet chinesische Wirtschaftspartner! Der Abzug von Militär, der uns in Gütersloh demnächst bevorsteht, hat Châteauroux schon vor einigen Jahren getroffen. Auf den frei gewordenen Flächen versucht man chinesische Firmen anzusiedeln. Die haben großes Interesse an dem Standort, wegen der günstigen Lage mitten in Europa und wegen des Flughafens mit der dort vorhandenen Flugzeugindustrie und mit seiner extrem langen Landebahn, die auch schweren Frachtflugzeugen genügt.

Aus wirtschaftlicher Sicht scheint die Idee, chinesische Firmen anzusiedeln, sinnvoll und lohnend zu sein. Aber es gibt natürlich auch Bedenken. Ökologisch wird die Frage aufgeworfen, ob die Bereitstellung einer Infrastruktur für chinesische Investoren sinnvoll ist, wenn diese eventuell nach wenigen Jahren wieder weiter ziehen. Mindestens ebenso wichtig scheint aber die Frage, welche kulturellen und sozialen Probleme die Ansiedlung chinesischer Firmen aufwirft. Kann man sich darauf verlassen, dass die Arbeitsbedingungen den französischen Vorgaben entsprechen werden? Wie werden sich die kulturellen Unterschiede zwischen den Ländern in Verhandlungen und im Verhältnis von Arbeitgebern und Arbeitnehmern auswirken?

Besonders die letzten Fragen haben das Interesse an der chinesischen Sprache geweckt. Für die rein fachliche Verständigung wäre englisch sicher ausreichend, denn Chinesen, die in Europa arbeiten, sprechen diese Sprache auf jeden Fall. Für eine kulturelle Annäherung ist eine gewisse Kenntnis der Muttersprache der Verhandlungspartner aber unverzichtbar. Im Studium der Universität sind daher zwei Aspekte vorherrschend: Ein chinesischer Lehrer unterrichtet die Sprache, eine Historikerin vermittelt Kenntnisse über Geschichte und Kultur Chinas. "Das Studium englisch-chinesisch vermittelt nicht nur die Sprachen sondern auch Kenntnisse, um die kulturellen Ausdrucksweisen der Chinesen besser zu verstehen", wird Jean-Louis Laubry, der Direktor des Zentrum für höhere Studien (CES) in Châteauroux, in der Zeitschrift "Châteauroux pour tous" zitiert.

Die Bemühungen der castelroussins, die chinesische Sprache und Kultur zu verstehen, wird ergänzt von Angeboten an chinesische Studierende in Orléans und Châteauroux, dort französische Sprache und Kultur kennen zu lernen. Insgesamt dürfte so eine Gruppe von Personen entstehen, die sich ihrer unterschiedlichen Kulturen bewusst sind und die über die Grenzen der Kontinente kommunizieren können, und zwar nicht nur über betriebswirtschaftliche Belange.

Wir wünschen unserer Partnerstadt, dass sich die Anstrengungen auszahlen und sich die Erwartungen auf eine angenehme und erfolgreiche Zusammenarbeit erfüllen.

Wolfgang Hellmeier

http://www.ville-chateauroux.fr

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